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Artikel vom 10.11.2010

Erfahrungen

Mentoring für Jungzüchter – Chance des einen oder Kalkül des anderen?

Der Kandidat verfügt endlich über die notwendigen Voraussetzungen, um seinen Jugend-Rassetraum zu verwirklichen. Er findet den Züchter seines Vertrauens und dieser züchtet den Rassetyp (wohl wissend, das es nur einen vom Standard beschriebenen korrekten Typ gibt), der ihm ausnahmslos gefällt. Ebenfalls vermeint er zu spüren, dass sein Vertrauen auf beginnender Gegenseitigkeit beruht. Schließlich gehört er jetzt zum ausgewählten Kreis von Interessenten, die für würdig befunden sind, ein Zuchtprodukt zu erhalten. Die erste vermeintliche Loyalitätsphase ist eingeleitet.

Zeitnah nach der ersten persönlichen Begegnung passiert etwas Dramatisches! In der schier endlos erscheinenden Warteliste (sicher ein Indiz für die Qualität in dieser Zucht) auf das ersehnte Tier, ist plötzlich aus der aktuellen Verpaarung ein Exemplar zu haben. Der Aufstieg auf einen vorderen Verkaufsrang erhöht das eigene Selbstwertgefühl beträchtlich, da man offensichtlich beim „Vorstellungsgespräch“ überzeugen konnte. Selbstverständlich stellt sich zudem ein tief empfundenes Dankbarkeitsgefühl zum Züchter ein und Loyalitätsphase 2 ist eröffnet.

Das Jungtier wächst zum durchschnittlichen Vertreter seiner Rasse heran, ein Hinweis sind die heterogenen Phänotypbeurteilungen, dennoch entschließt sich der Jungzüchter - sollte er es nicht besser wissen? - zur Zucht mit diesem Tier. Die Aussicht das hochdotierte Zuchtexemplar des Mentors einsetzen zu dürfen, verbunden mit dem Hinweis auf dessen durchgezüchtete Linie, zerstreut eigene Zweifel und mehrt das Gefühl von Dankbarkeit und der Jungzüchter befindet sich auf Stufe 3 der einseitigen Loyalitätsskala. Hier bekomme ich eine echte Chance!

Wie in der Zuchtpraxis durchaus vorkommend, liegen viele Nachkommen aus dieser Verpaarung im guten Typ und einige absolvieren eine Ausstellungskarriere. Trotz akzeptabler Decktaxe geht sogar ein Exemplar gegen moderates Entgelt in die Zuchtstätte des Mentors. Was für ein fulminanter züchterischer Beginn!

Aber warum nur wird das typvolle Exemplar in Mentorenobhut nur bis zur notwendigen Zuchttauglichkeitszulassung gezeigt?

Einige Zeit später wählt der Jungzüchter mit Unterstützung seines Mentors wieder ein Exemplar aus dessen Zucht aus. Von einem Elternteil ist der Jungzüchter nicht sehr überzeugt, aber der andere Partner besticht durch Pedigree und Phänotyp. Die selbstlose Unterstützung bei der Jungtierauswahl wertet der Jungzüchter als erneuten Vertrauensbeweis.

Aber gab es nicht schon seit längerem Bemühungen des Mentors, den Jungzüchter auch für das andere Geschlecht zu gewinnen – warum nur?

Dieses Jungtier wächst zum typvollen Rassevertreter heran, absolviert eine ansprechende Schaukarriere und wird in der Zuchtstätte des Jungzüchters und wiederholt in der des Mentors eingesetzt.

Zwischenzeitlich wird ein Doppelbesitz angeregt, dessen Sinn sich dem Jungzüchter nicht erschließt, da er das Tier zum üblichen Jungtierpreis erworben hat, oder soll es da weitere Gesichtspunkte geben?

Auf Initiative des Mentors willigt der Jungzüchter in ein Agreement ein, dass einen entgeltlosen wechselseitigen Zuchttiereinsatz eines Geschlechts beinhaltet.

Ebenfalls aus vermeintlicher Loyalität entschließt sich der Jungzüchter eher zögerlich und entgegen seinen Prinzipien und zeitlicher Ressourcen, einem korrespondierenden Club beizutreten. Aus dieser Bindung sollte sich der Jungzüchter später nur sehr schwer lösen können.

Auf den zahllosen Ausstellungen fallen dem Jungzüchter Tiere auf, die ihm vom Rassetyp beeindrucken. Im Austausch mit anderen, natürlich auch mit dem Mentor, fühlt er seine Einschätzung bestätigt. Aber bei hergestellter Verknüpfung zwischen Rassevertreter und Besitzer kommt es häufig zu einer Relativierung der vormaligen Beurteilung…

Aufgrund von züchterischen Ausfällen in der Zuchtstätte des Jungzüchters, sieht sich dieser gezwungen erneut zuzukaufen. Beim Mentor gibt es keinen Nachwuchs, aber im Verlauf der letzten Jahre sind dem Jungzüchter die typvollen Exemplare einer weiteren Zuchtstätte aufgefallen. Er bespricht sich mit seinem Mentor und stößt mit seinen Plänen auf eisige Ablehnung. Er setzt seinen Plan dennoch um, was ihm die Kündigung der Vereinbarung zum wechselseitigen Zuchteinsatz beschert.

Aus eigenen züchterischen Erwägungen und sozialen Beweggründen (Harmoniebedürfnis, erneuernder Loyalitätsbeweis) kauft der Jungzüchter später nochmals beim Mentor zu.

Aber die bedingungslose Akzeptanz zum Mentor ist verloren gegangen. Dem Jungzüchter ist es endlich gelungen Verhaltensweisen und Handlungen aus Vergangenheit und Gegenwart rational einzuordnen.

Was ist dem Jungzüchter auf dem „gemeinsamen“ Weg entgangen?
  • Züchter sind Wettbewerber am gleichen Markt, bei ungleichen Kräfteverhältnissen ist aufrichtiges Mentoring eine glückliche Fügung
  • eine moralische Grundeinstellung muss auf jeder Seite ausgeprägt sein
  • territoriale Gegebenheiten, insbesondere die Distanz zwischen Zuchtstätten, sollten von Neueinsteigern bei ihren züchterischen Plänen berücksichtigt werden
  • das Einholen mehrerer Meinungen hilft oft den Schleier diffuser Aussagen zu lüften
  • die eigenen Herangehensweisen bei der Lösung von Aufgaben oder Problemen – wie im sonstigen wirklichen Leben - sollte bei züchterischen Aktivitäten unbedingt beibehalten werden
  • ersten Anzeichen von modernem Vasallentum konsequent begegnen

Der Verfasser schildert im Wesentlichen seine eigenen Unzulänglichkeiten (blindes Vertrauen, überentwickelte Dankbarkeit bis hin zu Loyalitätszwängen), die jedoch einen idealen Nährboden für kalkuliertes Benutzen – dem modernen Vasallentum - darstellen.

Jede Ähnlichkeit mit Haltern und bestimmten multipaarer Tiere ist zufällig oder frei erfunden.


Welpen geboren (Januar 2023) (01.02.2023)

Wir haben Welpen von Nett`ls Giants Mabel und Mighty Hunter`s Ben Hur.

Die Welpen wurden am 25.01.2023 geboren. Bei Interesse rufen Sie uns an oder senden Sie eine E-Mail.























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